- 651 Yuan, also 86 Euro
- 6 Leute: 3 Chinesinnen, 1 Chinese, 1 Deutscher und 1 Deutsche (moi)
- 3 verlorene Tickets
- 2,5 Tage unterwegs
- 40000 Selfies (mindestens!)
Wir haben erst einmal unsere Sachen ins Hostel gebracht, wo wir in 4-Bett-Zimmern untergebracht waren und - typisch Youth Hostel eben – erst einmal unsere Betten selbst beziehen mussten. Die Chinesinnen waren alle total überrascht, dass ich das so schnell konnte und haben dann erstmal meine Technik gelernt.
Dann sind wir zum Qinhuai-Fluss gefahren, wo es ganz viele Restaurants, viele kleine Läden mit Snacks und noch mehr Streetfood gab. Wir haben in einem scheinbar sehr berühmten Restaurant mit Spezialitäten der Stadt gegessen, denn wir mussten 45 Minuten draußen warten, bis wir überhaupt einen Platz bekommen haben. Aber das Warten hat sich gelohnt, denn das Essen war echt super! Anschließend sind wir am Fluss und in den anliegenden Fußgängerzonen spazieren gegangen und haben einfach die Atmosphäre auf uns wirken lassen. Dann waren wir noch kurz shoppen, weil es der 11.11. war und das in China (ähnlich wie der amerikanische Black Friday) ein Tag voller unglaublicher Rabatte ist. Eigentlich heißt es „Single´s Day“, weil es mit 4 Einsen im Datum wohl der einsamste Tag im Jahr ist, aber letztendlich ist einfach alles spottbillig. Liu Jie hat Schuhe für 239 statt 899 Yuan gekauft, schon verrückt. Das meiste passiert aber online, daher habe ich zum Glück nicht zu viel davon mitbekommen.
An dieser Stelle mal ein kurzer Einschub zu unserer Gruppenzusammensetzung: Kelly und Lei Lei lernen momentan Deutsch und wollen nächstes Jahr nach Deutschland, um dort zu studieren. Kellys Mitbewohnerin ist Liu Jie, die Einzige auf dem Trip, die nichts mit Deutsch zu tun hat. Sie arbeitet an der Uni. Louis arbeitet auch schon, war aber ein halbes Jahr in Berlin zum Austausch und spricht das beste Deutsch, was ich je von Chinesen gehört habe. Er hat Geschichte mit der Vertiefung DDR-Geschichte studiert und weiß viel mehr über Deutschland als Lars und ich selbst. Lars spricht lieber Englisch statt Chinesisch, auch wenn sich das immer mehr ändert und naja, das Sprachchaos auf der Reise kann man sich vermutlich vorstellen. Es war aber echt lustig, man kann Sachen auf Deutsch fragen und bekommt eine chinesische Antwort oder andersherum usw.
Am zweiten Tag, also Samstag, waren wir morgens erst in einem Restaurant (Sichuan Jiujia) frühstücken und dann bei Zhong Shan Ling, d.h. beim Mausoleum von Sun Yat-Sen. Wie wir von unserem Geschichtsstudenten und spontanem Reiseführer Louis gelernt haben, war es zufälligerweise sogar genau Sun Yat-Sens Geburtstag (12.11.1866). Das Wetter war ziemlich schön und das Beste war: Der Eintritt war frei. Man musste nur sehr viele Stufen erklimmen, aber dafür wurde man oben mit einer klasse Aussicht belohnt.
Die Gedenkstätte ist halb Denkmal und halb Museum und die Stimmung ist sehr bedrückend. Es wird zwar alles leicht einseitig geschildert (war zumindest mein Eindruck) und alle Chinesen laufen mit chinesischen Fähnchen herum, aber abgesehen davon war es echt heftig. Bilder von gestapelten Leichenbergen oder vom Fluss, in dem man gar nicht mehr das Wasser sieht, weil so unglaublich viele Leichen darin treiben, sowas nimmt mich echt immer mit. Manche Leute haben geweint. Das Museum ist echt riesig, es wird alles alles chronologisch geschildert (vom Beginn der Besatzung über die Massaker, Vergewaltigungen und Verwüstungen, über die Flüchtlingslager oder sicheren Zonen (die teilweise von Amerikanern und Deutschen errichtet wurden) bis hin zu den Verurteilungen vor dem Kriegsgericht, aber alles mit Berichten von Überlebenden ergänzt, Tagebucheinträge und Ähnliches werden ausgestellt und das alles in einem Museum ohne Tageslicht in einer somit total düsteren, bedrückenden Umgebung. Am Ende war dann noch eine ganze riesige Wand mit Ordnern, in dem es noch exakte Informationen zu einzelnen Opfern gab.
Dort angekommen, sind wir mit der Fähre für unglaubliche 2 Yuan pro Person (27 Cent) über den Fluss gefahren. Die Fähre war total cool, oben waren Sitz- und Stehplätze und der gesamte untere Bereich war voller Menschen auf Motorrädern, Motorrollern und Ähnlichem. Die Überfahrt dauert ca. 10 Minuten und auf der anderen Seite kommt man in einem alten Stadtteil von Nanjing an. Dort ist ein alter Bahnhof (Pukou Bahnhof oder auch Nanjing Nord Bahnhof) und ein Park. Das haben wir uns beides angeschaut und dann noch superleckeres Streetfood gefunden, so etwas ähnliches wie Blätterteig gefüllt mit Lauch, was von oben in einen Ofen getan wird, dort an der Innenwand haftet und auf diese Weise gebacken wird.
Dann sind wir zum Bahnhof gefahren und haben diesmal den Zug nicht verpasst. (Zwei Mal an einem Wochenende wäre auch etwas peinlich.) Um kurz nach acht waren wir zurück in Shanghai und haben dann noch alle zusammen am Bahnhof gegessen.