Montagabend war das erste Mal einer der Kurse der International School. Dort werden sowohl reine Sprachkurse angeboten, als auch Kurse über chinesische Kultur, Geschichte uvm. Ich bin zu „A general view of China“ gegangen, denn dieser Kurs wird auf chinesisch gehalten. Allerdings gibt es den Kurs einmal für Master-Studenten und einmal für Doktoranten, und dass ich als Bachelor-Studentin im Doktoranten-Kurs war, hat dem Lehrer nicht so sehr gepasst... Er war so gütig und hat mir erlaubt, sich das anzuhören, aber zukünftig soll ich zum Master-Kurs.
An sich finde ich die Kurse der International School super, aber sie sind immer erst um 21:05 Uhr vorbei, weswegen ich dann erst um 22:15 in der Wohnung bin, was echt nervig ist.
Allgemein ist mein Stundenplan inzwischen sehr gemischt. Ich habe Masterkurse Umweltingenieurwesen auf Englisch, einen Bachelorkurs Umweltingenieurwesen auf Chinesisch, Chinesischkurse auf Chinesisch und Bachelorkurse Bauingenieurwesen auf Englisch. Naja und ich gebe ja jeden Nachmittag noch Englisch-Unterricht.
Dienstag hatten wir in „Water Resource Management“ einen Gastvortrag von Dr. Guopin Zhang vom Water Footprint Network (Niederlande). Das war wie immer sehr cool und mehr ein Seminar als eine Vorlesung, denn es gab klasse Diskussionen (Stichwort: verschiedene Hindergründe und Kulturen) und es war daher wieder einmal echt interessant. Ich liebe unsere Klassenzusammensetzung einfach. Unsere Nationalitäten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) sind Ghana, Südsudan, Kenia, Marokko, China, Nigeria, Äthiopien, Guyana, Benin, Chile, Philippinen, Tschad, Deutschland, Mongolei und Haiti.
Mitttwoch ging super los, ich wurde vom Wohnheim angerufen, um mir mitzuteilen, dass ich ab heute einen Platz bekommen könnte! Sie haben mir das Zimmer gezeigt und mir eine Stunde Zeit gegeben, mich zu entscheiden. Ich habe beschlossen, dort einzuziehen und musste direkt bis zum 31. Dezember bezahlen, und zwar für diese 3,5 Monate nur 3260 Yuan (=430€, also nur 125 Euro pro Monat!). Zum Vergleich: In der WG bezahle ich für einen Monat(!) 3500 Yuan, also ca. 470€.
Außerdem war Mittwoch ein sehr interessanter Kurs namens „Seismic Design of Building Structures“, der zum Bachelorprogramms des Bauingenieurs-College gehört. Ich kann diese Kurse zwar offiziell nicht belegen, aber hören darf ich ihn auf jeden Fall und ob ich ihn bewertet bekommen kann kläre ich noch. Kleiner Einwurf an dieser Stelle: Dafür, dass das Masterprogramm, welches ich hier mache, mit dem Titel „Master of Environmental Engineering“ endet, gibt es erstaunlich wenig Engineering. Quasi gar nichts. Es ist alles Biologie, Management, Philosophie oder Politik, aber es gibt keinen einzigen Kurs mit Rechnen usw.?!? Finde ich sehr sehr fragwürdig. Aber ich mache ja ohnehin eher mein eigenes Ding, daher stört es mich nicht so sehr.
Abends war ich dann im Master-Kurs „A general view of China“ und ich fand es echt schwer, weil es nur um Geschichte ging und fast keiner im Kurs etwas verstanden hat. Ich hab aber mit der Lehrerin gesprochen und sie will es etwas mehr unserem Niveau anpassen.
Donnerstag hatten wir zwei Kurse zum ersten Mal, weil am letzten Donnerstag ja Ferien waren. Zunächst „Environmental Management und Policy“, was ein unglaublich spannendes Thema ist, aber bei einer ganz furchtbaren und unorganisierten Dozentin. Sie hat nicht einmal eine Powerpoint Präsentation, sondern sie schreibt einfach kreuz und quer irgendwelche Wörter, die sie gerade gesagt hat, an die Tafel. Ihr Englisch ist leider auch echt schwierig zu verstehen. Aber das Thema ist wirklich cool, es geht um Management von Großprojekten, also werde ich den Kurs weitermachen.
Danach hatten wir „Environmental Ethics“, was sehr philosophisch zu sein scheint. Diese Lehrerin ist echt top, ihr Englisch ist perfekt, sie ist total lieb und es macht total Spaß mit ihr.
Abends war wieder Chinesischkurs und ich bin ziemlich verzweifelt, weil ich echt wenig verstanden hab. Aber der Lehrer meinte, das sei ein Text auf C2-Niveau und da wundert es mich nicht, wenn ich nichts verstehe.
Freitag war noch ein Bauingenieurskurs, nämlich Geotechnical Engineering und der war auch echt spannend, da wir an einer Fallstudie über sich neigende Gebäude gearbeitet haben.
Dann war ich mit Freunden auf dem Sportplatz, wo sich alle Clubs der Uni vorgestellt haben (es gab von Cosplay über Sport, Musik, Theater, soziale Initiativen bis hin zu Drohnenbau echt alles!) Ich habe mich mal in den Newsletter von Skating und Fußball eintragen lassen und überlege mir nach dem Umzug ins Wohnheim mal, was ich zeitlich überhaupt noch schaffe.
Sehr tiefsinnig, oder?
Gegen 4 Uhr wurden alle echt müde, aber da das Studentenwohnheim der Chinesen von 23:30 bis 6:00 Uhr abgesperrt ist, haben alle bei uns geschlafen. Zum Glück ist diese Wohnung so groß...
Morgen ist Montag und ich werde umziehen, in ein Wohnheim-Zimmer mitten auf dem Campus, zusammen mit einer Japanerin und ich bin sehr gespannt, wie das wird! Statt 1h bis 1h15 mit der Metro brauche ich jetzt nur noch 3 – 15 Minuten zu Fuß zu den verschiedenen Hörsäälen und vielleicht kaufe ich mir sogar ein Fahrrad.
Ihr hört von mir!