Erstmal ein kurzer Bericht, was noch passiert ist an den letzten zwei Tagen, aber das lässt sich sehr kurz zusammenfassen:
Wir sind am vierten Februar nach Shanghai zurückgefahren. Aufgrund viel Stau (alle müssen zurück in die Städte zum Arbeiten) und allgemein einer nicht ganz kurzen Gesamtstrecke dauerte diese Fahrt ungefähr sieben Stunden, aber das war nicht so schlimm, da ich ohnehin nichts weiteres für den Tag geplant hatte. Ich habe bloß noch meine chinesische SIM-Karte vom Handy zurückgegeben, dann meine Sachen umgepackt und mir für die letzte Nacht ein Hotel gebucht. Am nächsten Tag, also dem fünften Februar bin ich dann mit viel zu vielen Taschen (1 Koffer + 2 Rucksäcke + Sporttasche + 1 Beutel) per Metro zum Flughafen gefahren und dort mittags in den Flieger nach Paris gestiegen. Dank der sieben Stunden Zeitverschiebung kam ich noch am selben Tag (auch wenn es für mich ein sehr langer Tag war) in Hannover an, wo ich ein eigenes Empfangskomitee hatte. Danke Kristin, Esther, Alex und Karina! Auch sehr schön: Die Highlights: Ein selbst gemachtes Schild/ Banner mit der Aufschrift "Welcome back in Kartoffelland", Schokobons und klassisch deutsche Käsebrote.
Am Montag konnte ich noch entspannt Oma und Opa in Braunschweig besuchen, bevor es am Dienstag wieder in die Uni ging, wo ich einige Kommilitonen mit meine Anwesenheit überrascht habe und von Tanee und Julia Begrüßungs-Muffins und damit eine Einladung zum Sushi bekommen habe (mit dem Kommentar: Falls du noch nicht genug vom Reis hast...)
Ich habe offiziell in China studiert und das mit drei Umweltingenieurskursen, zwei Bauingenieurskursen und einem Chinesischkurs sogar erfolgreicher als erwartet. Simpel gesagt: Ich habe alles bestanden, was ich belegt hatte und das auch noch mit wirklich guten Noten.
Ich habe nebenbei auch noch täglich gearbeitet, wodurch ich sehr stolz darauf bin, sagen zu können, dass ich diese fünf Monate, also quasi den ganzen China-Aufenthalt, selbst finanziert habe. Trotzdem ist das hier auch die Stelle, an der ich mich bei vielen Leuten bedanken möchte, allen voran bei meinen Eltern, die mich immer unterstützen und die sich (glaube ich) schon langsam damit abgefunden haben, dass ich nach China auswandern werde (was ich bisher so nie vorhatte!).
Danke auch an alle, die Blogkommentare geschrieben haben oder mich anderweitig kontaktiert haben, es freut mich immer, aus Deutschland zu hören.
Ganz ganz ganz großen Dank an Kristin, meine liebste große kleine Schwester, die sich alle ein bis zwei Wochen eben diesem Blog gewidmet hat (und eine wahre Bilderflut hat über sich ergehen lassen), um zu kompensieren, dass diese Seite hier in China gesperrt ist und ich sie daher nicht selbst bearbeiten konnte.
Danke an meine Lehrerinnen im Büro des IESD, die sich von mir oft einige Sonderwünsche anhören mussten (Ich will Kurse von einem anderen College belegen o.ä.) und mir immer geholfen haben. Dabei muss man sagen, dass sie immer viel hilfsbereiter waren, wenn ich sie auf Chinesisch und nicht auf Englisch genervt habe, vielleicht einfach, weil ich somit schon einen Schritt auf sie zugemacht hatte.
Danke an alle meine chinesischen Freunde in China und auch in Deutschland, die mir bei kleineren Problemen oder Fragen immer sofort geholfen haben, vor allem in der Zeit mit meiner Lungenentzündung, aber auch sonst. (Namentlich wären das Leilei, Liu Jie, Gao Yue, Cao Yi, Hanlong.)
Danke an die Besuche von meiner Tante Simone, von Jan (der mich ja vorher erstmal schon bei sich in Shenzhen empfangen hatte, danke auch dafür!) und von Julia! Ihr habt alle ein bisschen Deutschland nach Shanghai gebracht und es war mit jedem von euch wirklich schön!
Danke an die gesamte Au Pair Familie (Angus, Idy, Kinlap und Hayley), dass es für mich selbstverständlich ist, in Guangzhou vorbeizuschauen, sobald ich in China bin!
Danke an den Inlinerclub, bei dem ich sehr viel gelernt habe und auch einfach jedes Mal echt viel Spaß hatte!
Danke an Cao Yi und seine ganze Familie, dass ich mit ihnen das Frühlingsfest hautnah erleben durfte!
Ich bin so froh, sagen zu können, dass ich nicht noch mehr hätte machen können in diesen fünf Monaten. Ich glaube, das hat man auch beim Lesen des Blogs gemerkt, dass ich die Zeit zwischen Uni, Job und Schlafen immer so voll wie möglich mit diversen Aktivitäten gestopft habe. Ich bin etwas weniger gereist, als geplant, oder besser formuliert: Ich habe immer noch einige meiner Zielstädte noch nicht gesehen (Harbin, Baotou, Chengdu), aber das ist dann einfach beim nächsten Mal dran.
Ich war immerhin in Guangzhou, Zhangjiajie, Nanjing, Chaozhou, Suzhou, Hangzhou und Huangshan, was ja auch nicht schlecht ist, wie ich meine.
Ich habe erstmals in einem Zweibett-Zimmer im Wohnheim gelebt und habe gelernt, dass ich das auch langfristig und auch in Deutschland überhaupt nicht schlimm fände. Trotzdem wäre es vermutlich schöner, wenn man sich mit seiner Mitbewohnerin gut verstehen würde. Aber auch so ist das Wohnheimleben etwas, was ich wirklich in guter Erinnerung behalten werde, viel mit den Angestellten dort zu reden, Unterhaltungen mit "Fremden" im Waschmaschinenraum und spontane gegenseitige Zimmerbesuche (wie zum Beispiel die Geburtstagsüberraschung von Lars, Arturo und Baxa zu meinem 21.).
Allgemein hätte die Feier zu meinem Geburtstag nicht cooler sein können. Danke an alle, die dafür verantwortlich sind!
Auch war ich das erste Mal an Weihnachten nicht zuhause, was zwar gewöhnungsbedürftig war, aber auch das war dann irgendwie gar nicht schlimm, weil ich alternativ so viel erlebt habe, dass gar keine Zeit zum Vermissen war.
Danke an meine ganze Klasse vom IESD, wir als internationaler bunter Haufen sind echt verdammt cool und ich bin sehr dankbar für alles, was ich von meinen Mitschülern über ihre Länder, Kulturen und Probleme erfahren habe.
Ich habe auch gelernt, dass man nicht zu früh aufgeben sollte. Denn anfangs wollte ich ja unbedingt einen Level 4 Chinesischkurs machen (B2), den es dann nicht gab und ich war vollkommen überzeugt, dass ich im Level 5 Kurs verloren gehen würde. Die Note von 94% auf dem Zeugnis besagt allerdings, dass es wohl doch eine gute Idee war, den Kurs zu machen.
Ich bin noch viel offener geworden und habe dadurch sehr viele tolle Freunde kennengelernt, einfach weil ich spontaner war als früher und weil ich immer noch jedem vertraue, was sich bisher nur als gut erwiesen hat. Außerdem hatte ich viele wirklich interessante Gespräche und Diskussionen über ganz verschiedene Themen (Von Homosexualität über die Position von Frauen gegenüber Männern über den Sozialstaat bis hin zu Heiratstraditionen), bei denen ich auch immer wieder an die Grenzen meines Chinesischkönnens gekommen bin.
Habe ich inzwische China verstanden? Bestimmt mehr als früher, aber auch an vielen Stellen noch nicht. Vor allem, wenn man zu einer Frage von zehn verschiedenen Chinesen zehn verschiedene Antworten bekommt. Aber das zeigt vermutlich auch noch mehr die Vielfalt dieses Landes, die zum einen aus der enormen Größe und zum anderen wohl aus der jahrtausendelangen Geschichte resultiert.
Ich hänge noch eine Liste an, mit Sachen, die mir spontan in den Kopf gekommen sind, die ich hier in Deutschland einfach nicht haben kann:
Ich werde es vermissen:
-nachts um 4 vom Club auf den Campus zurückzukehren und die alten Leute beim Taiji zu sehen, die um diese Uhrzeit schon wieder aufgestanden sind
-überall und zu jeder Uhrzeit und an jedem Wochentag super leckeres Essen zu finden (Shaokao (Street BBQ), Nudeln, Hähnchenschenkel, Burger, Bratreis...!)
-naja, überhaupt alles Essen
-und überhaupt, dass auch Sonntags alles geöffnet ist
-spontan ans andere Ende der Stadt zu fahren, obwohl das gerne mal zwei Stunden dauert und ich das in Deutschland als viel zu weit empfinden würde
-alle Freunde auf dem Campus zu haben und alles so spontan starten zu können
-überhaupt auf dem Campus und somit neben den Vorlesungssäälen zu wohnen
-regelmäßig die Metro für ihre kurzen Öffnungszeiten zu verfluchen und dann zu merken, dass das Taxi zu viert ohnehin fast nichts kostet
-.........
Ich habe bestimmt einiges vergessen, aber ich glaube ich ergänze diese Liste oder den Blog einfach immer, wenn mir noch etwas dazu einfällt, denn das Semester in China ist zwar vorbei, aber die Erinnerungen bleiben für immer. Poetisch, aber es stimmt eben.
Somit ist das der letzte Blog über China (natürlich nur vorerst). Danke fürs Lesen,
eure Lena