Zeit für einen neuen Blogeintrag!
Letztes Wochenende haben wir uns mit einem chinesischen Ehepaar getroffen, deren Sohn (namens Xiao Nian) 16 Monate alt ist, also circa in Kinlaps Alter. Da er nämlich nicht mehr zu der Spielgruppe in Hong Kong fährt, sucht Angus nun nach anderen Freunden für Kinlap. Wir waren alle gemeinsam bei einer Kunstausstellung, auf der die Abschlussarbeiten von Studenten einer Universität Guangzhous gezeigt wurden. Das war echt beeindruckend, wie professionell und kreativ das alles war und vor allem, wie unheimlich vielseitig! Die Ausstellungsstücke gingen von klassischen chinesischen Gemälden über Comics, Licht- und Soundinstallationen, Möbel bis zu Erfindungen für den Alltag. Die beiden Jungs haben sich super verstanden, sind gemeinsam durch die Ausstellung gelaufen und waren besonders von den Lichtspielen sehr fasziniert. Ich war auch wirklich beeindruckt, denn diese Studenten haben es echt drauf! Ich bin eigentlich echt kein großer Fan von Kunstausstellungen, aber diese war so genial (und dazu auch noch groß), dass ich noch viele Stunden hätte bleiben können. Um 5 wurde aber geschlossen, das wurde den Besuchern auf recht interessante Weise mitgeteilt: Es wurde scheinbar der Strom ausgeschaltet, sodass sämtliche Lampen und alle mit Elektrizität betriebenen Ausstellungsstücke einfach plötzlich aus waren. (Ich dachte erst, es gäbe einen Stromausfall, aber es war tatsächlich deren Absicht…) Wir sind dann also auch aus dem Gebäude gegangen und hinterher noch mit der anderen Familie Abend essen. Wir waren in einem kleinen traditionellen Restaurant, bei dem wir draußen sitzen konnten und die halbwegs angenehme Abendluft genießen konnten. Die Mücken waren zwar etwas nervig, aber das Essen enorm lecker!
Das andere Baby ist echt schlau, denn er ist ja noch 2 Monate jünger als Kinlap, spricht aber schon recht viel und weiß, wo alle Körperteile sind. Man fragt auf Chinesisch: „Xiao Nian, wo ist deine Nase?“ und schon zeigt er darauf. Kinlap ist jetzt schon eineinhalb und gibt immer noch kein sinnvolles Wort von sich (er hat auch vergessen, wie man „Danke“ sagt), was aber glaube ich an dem ganzen Sprachenchaos liegen kann, was er den ganzen Tag um die Ohren gehauen bekommt.
Kinlap kann dafür nun schon alleine essen, es ist zwar noch recht chaotisch, aber immerhin die Hälfte des Essens landet in seinem Mund. (Die andere Hälfte auf dem Tisch, denn er dreht immer den Löffel um, bevor er in in seinen Mund schiebt.) Aber wir arbeiten bei jedem Essen daran und somit wird esvon Mal zu Mal eiin kleines bisschen besser.
Seit Anfang Mai, also nun schon seit mehr als drei Wochen, regnet es eigentlich täglich. Nicht durchgehend, aber dennoch gibt es jeden Tag mehrere starke Schauer. Das stört mich an sich nicht, außer jedoch ich bin gerade draußen auf dem Schulweg, dann stört es mich gewaltig. Meistens geht es ohne Vorwarnung los: Es fängt an, minimal zu nieseln und sofort holen alle Chinesen ihre Regenschirme heraus. Anfangs dachte ich: Oha, die Asiaten sind ja total empfindlich, aber inzwischen kenne ich den Grund… Denn Nieselregen ist, als würde der Himmel sagen: „So meine lieben Leute, ihr habt nun 20 Sekunden Zeit, eure Schirme aufzuspannen oder euch unter einem Dach zu verstecken, dann geht nämlich meine Regenparty los!“ Und das tut sie dann wirklich heftig. Einmal stand ich quasi schon am Eingang der Metrostation, als es zu schütten anfing. Ich musste wirklich nur noch 50 Meter zurücklegen, um ins Trockene zu kommen, daher habe ich meinen Schirm nicht herausgeholt. Ein grober Fehler, wie ich sofort feststellen musste, denn obwohl ich gerannt bin, wurde ich komplett klitschnass. (War natürlich genau an dem Tag, als ich ein weißes T-Shirt anhatte…) Dann kam der nächste eklige Teil: Metro. Dass es in der Metro voll ist, na gut, daran habe ich mich gewöhnt, aber nun sind alle klitschnass (und ich weiß nicht, wie viel davon Regen ist und wie viel Schweiß), macht also ganz viel Spaß...
Als ich mich in Deutschland über das Wetter hier in Guangzhou informiert habe, dachte ich immer, es könne ja gar nicht so extrem sein. Auch als Angus dann eines Tages zu mir meinte: „Im Sommer läuft hier das Wasser von den Wänden.“, dachte ich, er übertreibt. Aber es ist tatsächlich so. Die Spiegel und Fenster beschlagen und man sieht ehrlich Wassertropfen die Wand (im Gebäude, nicht außen!) hinunterlaufen. Hinzu kommen Dinge, an die man erst einmal gar nicht denkt… Beispielsweise dauerhaft feuchtes Toilettenpapier und die Tapete löst sich hier manchmal von der Wand oder bildet Blasen. Manchen Leuten sind auch schon diverse elektronische Geräte kaputtgegangen, weil die Feuchtigkeit so enorm ist. Der Wert, den meine Wetterapp mir zur Luftfeuchtigkeit sagt, beträgt bis zu über 90%! Daher sind wir uns alle auch nie so ganz sicher, ob wir eigentlich gerade schwitzen, oder die Feuchtigkeit aus der Luft sich auf unseren Körpern ablagert. Ist aber in jedem Fall ekelig. Ein gutes hat der ganze Regen aber: Die Luft ist besser als sonst und man kann so weit sehen wie noch nie zuvor und allgemein konnte ich in den letzten Wochen recht coole Fotos aus unseren Fenstern machen.
Ich habe gerade keine Lust, alle Bilder zu betiteln; ich hab einfach immer mal wieder kurz Spontanfotos gemacht, also tadaaa:
Allgemein gilt, sich so viel wie möglich drinnen aufhalten, weil es dort natürlich nicht regnet und weil alles innen klimatisiert ist. Meine Lieblingsorte im Moment: Zuerst die Schule und Malls aller Art, weil es da so schön kalt ist, dann zuhause (aber meine Gastfamilie geht leider sehr sparsam mit ihrer Klimaanlage um, naja immerhin tun wir so der Umwelt etwas zuliebe). Die Metro ist auch ein ganz angenehmer Ort, da ebenfalls klimatisiert, aber wenn man zu Berufsverkehrszeiten unterwegs ist, ist es einfach nur furchtbar unangenehm. Als allerletztes kommt „draußen“. Die meisten Chinesen, die es sich leisten können, gehen auch einfach nicht mehr nach außen. Es geht von der Wohnung in die Tiefgarage und von dort aus per Auto ins Büro oder in Malls o.ä. Aber ich bin leider nicht reich und muss daher täglich zur Metro. Damit kommen wir auch schon zur nächsten chinesischen Verhaltensweise: Wenn man nach draußen muss, sind alle Chinesinnen unter Schirmen versteckt (bei Regen natürlich, um trocken zu bleiben und bei Sonne, um eine helle Haut zu behalten.) Die Schuhwahl ist im Moment auch ganz interessant: Entweder man zieht Gummistiefel an, damit die Füße trocken bleiben, oder man wählt Crocs oder FlipFlops, also Schuhe aus Plastik, denen der Regen nichts anhaben kann. Da das aber natürlich nicht so ganz modisch ist, tragen viele Chinesinnen unheimlich hohe Plateauschuhe, mit denen man auch durch Pfützen laufen kann und immer noch trockene Füße hat. (Ich rate aber davon ab, habe schon zu viele Mädchen dabei ausrutschen gesehen…)
Liebe Grüße aus den Tropen,
Lena