Meine Mitbewohnerin ist ausgezogen. Auf eine sehr interessante Weise, und zwar in dem sie eines Abends einfach weg war, aber gefühlt die Hälfte ihrer Dinge nicht. Die waren im Flur vor unserer Zimmertür und im Zimmer selbst verteilt. Daher dachte ich, sie wäre noch gar nicht ausgezogen. Dann kam einer von der Verwaltung und hat mich gefragt, ob ich für den Haufen Zeug im Flur verantwortlich sei. Ich habe das verneint und gesagt, dass es Nako gehört und dann hat er mir erzählt, dass sie ausgezogen ist. Naja, also hatte ich ein Einzelzimmer. Auch nicht besonders lange, denn ich bin kurz darauf auch ausgezogen, aber dazu später mehr. Zunächst einmal: Die letzten Tage in Shanghai: Am 17. Januar, als wir endlich unsere letzte Klausur (Seismic Design) hinter uns hatten, haben wir (Gao Yue, Lars, Liu Jie, Lisa und ich) uns abends zum letzten gemeinsamen Essen getroffen. Es gab Won-Ton (oder Wan-Tan oder wie auch immer). War ziemlich lustig, aber natürlich auch traurig, weil man nicht weiß, wann man sich wiedersieht (es fahren ja jetzt auch alle Chinesen aus Shanghai weg, da das Frühlingsfest ansteht). Danach waren Gao Yue und ich noch im Krankenhaus, weil sein Mitbewohner krank war, aber ihm geht es jetzt wieder besser.
Außerdem habe ich viel gepackt, weil eben mein Auszug aus dem Wohnheim anstand.
Am 19. bin ich sehr sehr sehr früh aufgestanden, denn Cao Yi und ich sind mit dem Schnellzug nach Hangzhou gefahren. Dort gibt es einiges zu entdecken (sagen zumindest diverse Reiseführer), aber die Hauptattraktion ist der West Lake und wie sich herausstellte, haben alle anderen Sehenswürdigkeiten irgendwie auch damit zu tun. Wir sind einmal um den See gelaufen (circa 10 km) und haben dabei alles abgeklappert. Am nennenswertesten ist dabei die Leifeng Pagode, wo ich die dazugehörige Geschichte gelernt habe (für eventuelle Fehler ist mein mangelndes Chinesisch verantwortlich). Eine Göttin war in der normalen Welt spazieren, hat sich in einen Kerl verliebt, die Frau von dem Kerl war eine Magierin und hat erkannt dass es eine Göttin ist, wollte sie vergiften, der Kerl hat das Gift getrunken, die Göttin hat mit anderen Göttern oder Magiern gekämpft, um das Gegengift zu bekommen, dann gab es noch eine Flut und irgendwas aber dann waren sie glücklich zusammen. Bloß hat dann noch irgendwer anders die Göttin in die Pagode gesperrt, bis diese gebröckelt ist und sie wieder frei war. Irgendwie so...
Am nächsten Morgen wollte ich duschen, aber es war kein Wasser da, also gar keins, daher wurde dieser Programmpunkt gestrichen. Wir sind dann mit dem Auto zu Cao Yis Tante gefahren, die „ganz in der Nähe“ (=100km entfernt) wohnt. Zum Glück hat Cao Yi gerade seinen Führerschein gemacht, sonst hätten wir irgendwie mit 4 verschiedenen Bussen fahren müssen. Die Fahrt (nach Wuhu) war ziemlich witzig, weil ich ihm Auto fahren beibringen sollte, aber ein paar mal den Motor absaufen lassen musste natürlich trotzdem sein, sonst wär es ja auch langweilig. Pünktlich zum Mittagessen sind wir angekommen und dann war dort eine Aufführung. Also, Cao Yis Tante hat so ein „Opernhaus“ oder so, jedenfalls ist da ein Ort, wo Pekingopern und anderes aufgeführt werden. Dieses Mal war es eher ein zusammengewürfeltes Programm mit Darstellern von ganz klein bis ganz groß. Seht ihr dann in den Fotos, es ist etwas schwierig zu erklären. War aber echt cool anzusehen.
Heute war ein entspannter Tag. Cao Yi hatte Inliner bestellt und die sind heute angekommen, daher habe ich ihm dann hier auf dem Hof vor dem Haus Inliner fahren beigebracht (weil ich meine nämlich auch mitgenommen hatte). Dann sind wir noch in die Stadt gelaufen (geplant war Bus, aber der kam erst bei uns an, als wir schon fast da waren, denn Bushaltestellen gibt es hier nicht und es fährt nur ein einziger Bus diese Strecke immer hin und her.). Wir mussten das Auto aus der Werkstatt holen, weil Cao Yi es vorne kaputtgefahren hatte (was aber wenig verwerflich ist, wenn man hier die Platzverhältnisse kennt). Und wir waren viel zu Fuß hier in der Gegend unterwegs, weil das Wetter echt sonnig ist und ich mal die ganze Ecke kennenlernen wollte. Hier gibt es eine kleine Straße, da wohnen Cao Yis Eltern, deren Geschwister plus Kinder und Enkel und viele Omas, wobei ich nicht weiß, welche von denen wirklich Cao Yis Oma ist. Und alle laufen überall rum, total cool, man isst dort zu Mittag, wo man will und alle Türen sind immer offen. Ich mag das hier total gerne. Also bis auf das Problem mit dem Duschen. Aber die Natur ist mega schön, alle sind total nett (auch wenn ich überall angestarrt werde wie ein Alien), Kinder spielen den ganzen Tag irgendwo auf den Straßen und es ist einfach cool hier. Ich finde es extrem cool von Cao Yi, dass er mich mit hier her gebracht hat und dass ich endlich mal mehr als das städtische China kennen lerne.