Letzten Samstag haben wir Besuch von Idys Mutter bekommen. Sie ist bis Donnerstag geblieben und Idy war wirklich glücklich, weil sie jetzt noch weniger Arbeit hatte. Gleich am Samstag haben Idy und ich die freie Zeit genutzt, um zusammen shoppen zu gehen, während Joyce (so heißt Kinlaps Oma) zuhause auf den Kleinen aufgepasst hat. Am folgenden Tag gab es dann ein riesiges Abenteuer für uns alle: Idy und Angus hatten einen Mini-Urlaub geplant (Eine Nacht im Mandarin Oriental Hotel, zwar ganz in der Nähe unserer Wohnung, falls etwas mit Kinlap ist, aber eben nicht zuhause.) Montag war nämlich ein gesetzlicher Feiertag in China namens Qingming-Fest, an dem man üblicherweise der Verstorbenen gedenkt und ihre Gräber besucht. Der wird in dieser Familie scheinbar nicht gefeiert, aber trotzdem haben alle frei, daher wollten die beiden mal Zeit ohne Baby haben. Für mich bedeutete das: Alleine zuhause mit Joyce und Kinlap. Das Problem: Joyce spricht nur kantonesisch, also nicht einmal mandarin, wodurch wir keine Möglichkeit hatten, uns zu verständigen (Sie kann auf englisch nur: „Good boy“ und „Naughty boy“ und mein kantonesisch beschränkt sich auf den Satz: „Was ist denn los?“) Ich schätze, ihr könnt euch vorstellen, dass das recht witzig war. Zum Glück lief alles glatt, Kinlap ist bloß eine halbe Stunde später als üblich eingeschlafen und schon um kurz vor sechs aufgewacht, aber das war deutlich besser, als erwartet.
Montag war dann wie gesagt ein Feiertag, daher hatte ich auch keine Schule und ich habe mich mit ein paar Leuten zum Sushi essen getroffen. In meiner Klasse ist ja ein Franzose (Joseph), der teilt im Studentenwohnheim der Universität sein Zimmer mit einem Brasilianer namens Bruno, welcher wiederum mit einer Chinesin zusammen ist, die Lu heißt. Wir vier sind zusammen essen gegangen und haben dabei ganz viele Sprachen gesprochen. Lu studiert nämlich deutsch, daher wollte sie die Möglichkeit nutzen, mit mir zu üben. Bruno hat ebenfalls deutsch studiert und als Nebenfach Französisch. Wenn wir alle miteinander reden wollten, haben wir es immer auf Chinesisch versucht, aber da das halt noch recht begrenzt ist, war der Rest auf Englisch. Deutsch und Französisch haben wir auch viel genutzt, aber da war eben immer Joseph oder Lu ausgeschlossen. Das Essen war jedenfalls sehr gut und wir wollen uns jetzt öfter in dieser Konstellation treffen, um Sprachen zu lernen.
Zwei Tage später sind Angus, Idy, Joyce und Kinlap nach Hong Kong gefahren und Kinlap sollte dann bis Samstag bei seiner Oma bleiben. Wir wissen ja jetzt, dass er das ganz gut meistern kann. Das hieß also drei Tage ohne Baby und obwohl ich ihn wirklich vermisst habe, hatten wir eine ziemlich coole Zeit. Angus hatte nämlich einen Gast aus Hong Kong mitgebracht, der hieß Philipp und wollte in Angus´ Büro etwas bzgl. Architektur lernen (Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht, was genau…). Freitag waren wir dann erst alle zusammen beim chinesischen „Morning Tea“, einer Art Brunch mit lauter chinesischen kleinen Dingen in der Mall hier direkt bei unserer Wohnung. Die wurde nämlich von Philipp designt (ist das nicht genial?!), aber er hatte sie noch nie im fertigen Zustand gesehen.
Anschließend war ich in der Schule und Bruno hatte mir gesagt, dass es einen Deutschen in seiner Klasse gibt, den er mir dann vorgestellt hat. Ich habe ihn (er heißt Marius) dann gefragt, wo genau er herkommt, und er meinte zuerst: „Das ist so eine kleine Stadt, die kennst du vermutlich nicht, sie heißt Helmstedt.“ Dann hat er gesagt, dass er am Julianum sein Abitur gemacht hat und ich bin echt fast umgekippt vor Überraschung!! Ich meine Leute, das ist doch verrückt! Wir sind möglicherweise die einzigen beiden Deutschen an dieser Schule in China, aber wir waren in Deutschland auf derselben Schule!! Ich kann das eigentlich immer noch nicht glauben, wie wahrscheinlich ist denn so was?!?!
Außerdem war ich in unserer Klasse wieder einmal allein unter Jungs; es war wie eigentlich immer sehr lustig und wir haben mal so eine Art Klassenfoto gemacht: (Es ist zwar nur die halbe Klasse, aber ich glaube nicht, dass wir mal mehr als acht Personen auf einmal sein werden...) Entschuldigt bitte die leichte Unschärfe.
Außerdem sind Angus, Idy und Philipp gestern dann mittags wieder nach Hong Kong gefahren, um Philipp nach Hause zu bringen und Kinlap abzuholen und dann hatte ich ihn am Sonntagmorgen zurück - dachte ich! Heute früh habe ich mich dann gewundert, warum es die ganze Zeit so leise ist, dann sind Angus und Idy aufgestanden und haben mir gesagt, dass Kinlap immer noch in HK ist und sie ihn morgen (also Montag) holen. Wir haben den freien Tag genutzt, um uns in klimatisierten Gebäuden wie dem Shopping Center und Fitnessstudio vor den 33° C draußen zu verstecken.
Lena