(Warnung: Das wird ein langer Text, aber ich habe einfach so viele neue Eindrücke, dass ich alles mit euch teilen will...)
So, jetzt bin ich schon 2 bzw. 3 Tage hier. Mein erster Eindruck: Der Kulturunterschied ist gar nicht so extrem, wie ich dachte, auch wenn ich das natürlich noch nicht so gut beurteilen kann. Das Essen ist ein enorm wichtiger Bestandteil der Kultur (mein Gastvater Angus sagte mir, das Leben von Chinesen bestehe nur aus Arbeit, shoppen und essen). Man merkt das auch daran, dass es sehr lecker ist und es immer total viele Gerichte auf einmal gibt. Meine Gastfamilie ist sehr nett und behandelt mich wirklich wie ein Familienmitglied. Idy (meine Gastmutter) bringt dem Baby gerade bei, mich „Jiejie“, also „große Schwester“ zu nennen.
Also, was habe ich bis jetzt erlebt?
Am ersten Tag wurde ich von der ganzen Familie (also alle drei) vom Flughafen abgeholt. Wir sind zusammen nach Hause gefahren: Meine Gastfamilie wohnt im 44. Stock eines Wolkenkratzers iin Guangzhou. Allerdings steht nirgendwo die Nummer 44, sondern immer 43A. Das liegt daran, dass die Zahl 4 Unglück bringt, somit also niemand in der 44 wohnen möchte.
Dort angekommen war dann das Abendessen die größte Herausforderung. Das lag nicht, wie man meinen könnte, am Geschmack (es war wirklich sehr lecker), sondern daran, dass mir das mit Stäbchen essen sehr schwerfiel. Es fällt mir aber mit jeder Mahlzeit leichter. Am nächsten Vormittag sind wir essen gegangen und ich habe die Aufmerksamkeit aller Umsitzenden auf mich gezogen, weil die Kombination aus riesigen Stücken Fleisch (Tja, ein Tag in China und ich bin kein Vegetarier mehr…) und Stäbchen statt Besteck für mich erstmal nichts ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich nicht so viel schlürfe und schaufele beim Essen. Währendessen hatten die Restaurantmitarbeiter eine Art Appell. Sie standen also da und haben wie beim Militär laut irgendwelche Sätze geschrien. Aber das hat niemanden gewundert und da es ohnehin sehr sehr laut war, schien es auch niemanden zu stören.
Für mich unfassbar war am Ende der Preis: 100 RMB (also ca 12 €) für 7 Gerichte. Aber das ist laut Angus ganz normal.
Anschließend mussten wir ein Bett kaufen gehen, weil ich momentan noch auf der Couch schlafe. Dazu sind wir, wer hätte das gedacht, zu IKEA gegangen. Das sieht ganz genauso aus wie in Deutschland, nur dass dort überall auf den Betten und Sofas Leute schlafen. Aber es war ja auch Mittagszeit, ist also nichts Besonderesl.
Später waren wir noch in einem Supermarkt, wo wir die Zutaten fürs Abendessen eingekauft haben und ich habe folgende Unterschiede zu Deutschland bemerkt: Die Gemüseabteilung ist in China etwa fünfmal so groß und daher kenne ich die meisten Sorten auch nicht. Fisch wird im Ganzen angeboten und später auch gegessen und das Fleisch ist noch voller Knochen, die später ebenfalls mitgekocht werden. Außerdem gibt es einen ganzen Gang nur mit Sojasoßen und viel mehr europäische Produkte als ich dachte.
Wieder zuhause angekommen, kamen wir auf das Thema backen. Das hatte ich bei meiner Au Pair Bewerbung als Hobby angegeben und schon sollte/durfte ich loslegen. Glücklicherweise backt Idy auch gerne, sodass sie alle Zutaten für die Cupcakes bereits hatte. Zunächst mussten wir aber aus der Küche, da die Haushaltshilfe (genannt Ayi, was so was wie Tante bedeutet) jeden Nachmittag putzt und anschließend das Abendessen kocht.
Die fertigen Cupcakes gab es dann heute morgen und sie haben fast gleich geschmeckt wie in Deutschland.
Es ist so unheimlich niedlich zu beobachten, wie er ab und zu hinfällt, sich verdutzt umschaut und wieder aufsteht. Aber er ist schon sehr gut darin und das macht es etwas schwieriger für mich und seine Eltern, weil immer jemand bei ihm sein muss, um ihm diverse gefährliche Dinge wieder wegzunehmen. Ich spreche Deutsch und Französisch mit ihm und ich glaube, er mag mich, zumindest ist er schon sehr anhänglich geworden. Er erzählt uns den ganzen Tag irgendwelche Sachen in Babysprache, also hauptsächlich dadadadadada und er sagt so etwas Ähnliches wie „Bye bye“, wenn die Ayi abends das Haus verlässt.
Also, alles in allem ein sehr guter Start in die Zeit als Au Pair.
Ich bin jetzt übrigens auch wieder bei Facebook erreichbar.
Liebe Grüße aus China,
Lena