Am Montag haben wir ja normalerweise keinen Unterricht, aber da wir jetzt so viele Gruppenarbeiten machen müssen, hatte ich zwei Meetings mit verschiedenen Gruppen. Das ist definitiv nicht meine Lieblingsbeschäftigung (Gruppenarbeiten fand ich in Deutschland schon immer doof), aber hier kommt auch noch dazu, dass wir ja mit Leuten aus der ganzen Welt zusammenarbeiten und es durchaus Kulturunterschiede und Kommunikationsprobleme gibt, was beides sehr hinderlich sein kann. Geht damit los, dass manche Leute zu spät zum Meeting kommen, andere gar nicht und dass wir in einer Gruppe eine ganze Stunde brauchten, bis jeder überhaupt das Thema verstanden hatte. An sich glaube ich aber trotzdem, dass wir von diesen verschiedenen Kulturen, Hintergründen und Sprachen profitieren können. Wir haben nämlich Leute mit Abschlüssen in Umweltnaturwissenschaften/Geoökologie, Landwirtschaft, Geographie, Business Administration, Umweltingenieurwesen, Bauingenieurwesen, Chemie, Umweltrecht, E-Technik, Public Affairs und noch einigem. Eine Lehrerin hat uns neulich „Mini UN“ genannt, das fand ich zwar nicht ganz passend, aber süß.
Dann waren wir Dienstag zur Exkursion bei einem Wasserreinigungswerk/einer Wasseraufbereitungsanlage. Ich weiß nicht genau, wie das auf Deutsch heißt, aber es ist „Water Treatment Plant“ auf Englisch. Also keine Kläranlage im klassischen Sinn, denn es kommt kein Abwasser dort an, sondern Flusswasser, welches aufbereitet wird, bis es Leitungswasserqualität hat (das ist in China aber kein Trinkwasser).
„The second water treatment plant of Qingpu District“ ist relativ neu (von 2000) und eine sehr hübsche Anlage, aber wir mussten zwei Stunden Bus fahren, bis wir dort waren. Das lässt einen dann natürlich darüber nachdenken, warum man genau diese Anlage anschaut und keine, die näher an der Uni ist. Vermutlich ist es einfach die vorzeigbarste Anlage, denn sie ähnelt eher einem Park als einer Fabrik oder Kläranlage. Die Führung war aber echt gut gemacht und wir durften sogar selbst ein paar der Becken bedienen, wodurch man den ganzen Ablauf natürlich noch besser verstanden hat, Stichwort „Learning by doing“ und so. Es war bloß doof, dass wir für eine Stunde Führung insgesamt 3,5 Stunden Bus fahren mussten, aber da hab ich ohnehin die meiste Zeit geschlafen.
Donnerstag haben wir das Examen Nr. 1 von Environmental Management zurückbekommen und ich war mit 83 Prozent eine der Besten, was jedoch gleichzeitig heißt, dass das Examen für chinesische Verhältnisse furchtbar ausgefallen ist. Nächste Woche schreiben wir noch ein zweites Examen über den Rechenteil, das erste war nur auf die Theorie bezogen.
Freitag waren wir auf dem Weihnachtsmarkt. Ja. Ehrlich. Auf dem „Christkindlmarkt – Der Traditionelle“ beim TongLeFang mitten in Shanghai. Total verrückt. Aber auch total cool. Und es gab Bratwurst, Glühwein, Crêpes und so weiter. Als wir da ankamen, war das Erste, was ich gesagt habe: Hui Deguo le, das heißt „Ich bin zurück in Deutschland.“. Alles voller „Ausländer“, also sehr wenige Chinesen und der Duft von Crêpes, ein Weihnachtsbaum, kleine Hütten und so weiter. Richtig cool! Wir waren zu viert dort (Lars, Cao Yi, Liu Jie und ich) und die beiden Chinesen haben das erste Mal Sauerkraut, Bratwurst und Crêpe gegessen sowie Glühwein getrunken. Und verrückterweise haben wir auch noch Nik und seine Kollegin getroffen (Von Nik hatte ich schon mal berichtet, der arbeitet seit kurzem in Shanghai und ich kenne ihn aus meinem Chinesischkurs in BS.) Ein total lustiger Zufall. Und seit diesem Weihnachtsmarktbesuch bin ich auch endlich ein wenig mehr in Weihnachtsstimmung.
Liebe Grüße und euch allen weiterhin eine schöne Adventszeit!